Im Bahnhof könnte wieder das Herz des Dorfes schlagen

Ein Zeichen, dass in Paulinenaues Mitte etwas in Gang kommt, ist mit dem kürzlich sanierten Bahnhofsvorplatz bereits gesetzt. Der schmucke Platz aber hat seit seiner Fertigstellung den Handlungsbedarf beim Bahnhofsgebäude selbst nur noch mehr hervortreten lassen und da die Gemeinde den maroden Bau im Zuge der Vorplatzerneuerung von der Bahn abgekauft hatte, trägt sie nun die Verantwortung für das Schicksal des Gebäudes, das wie kein anderes die Geschichte Paulinenaues geprägt hat.

Paulinenaue, Empfangsgebäude des Bahnhofs (Detail), ehemalige Post im Hintergrund und der erneuerte Bahnhofsvorplatz. Foto: Joachim Scholz, 2008.

Es ist erfreulich, dass sich die Gemeinde dieser Verantwortung nicht entzieht. Deutlicher denn je spricht sie sich für die Rekonstruktion und den Erhalt des 1847 errichteten und 1883 erweiterten Bauwerks aus und gemeinsam mit dem Kulturverein, der schon bei seiner Gründung 2006 die Sorge um den Bahnhof in die Satzung aufgenommen hat, bringt sie nun den Prozess der Perspektivensuche auf den Weg.

Beide, Gemeinde und Kulturverein, haben zu Beginn des Jahres eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen und sich am Samstag, dem 2. Februar 2008 zu einem Vororttermin im Bahnhofsgebäude getroffen. Walburga Müller als Vertreterin des Amtes Friesack – ihre Eltern Else und Johann Billian haben selbst noch im Bahnhof gewohnt – ergänzte die Gruppe, der Bürgermeister Erhard Hesse, Wilfried Bock und Frank Schulze von der Gemeindevertretung sowie Burkhard Kunkel und Joachim Scholz vom Kulturverein angehören. Gemeinsam besichtigten sie die flachen Tonnengewölbe der Kellerräume und stapften über die knirschenden Scherben eingeworfener Fenster in den oberen Geschossen. Dass nicht allein die Fensterscheiben des Bahnhofs reparaturbedürftig sind, ist innen wie außen unübersehbar. Das Mauerwerk zeigt Risse und eine Isolierung gegen eindringendes Wasser fehlt. Kurz – auch dem Laien wird deutlich, dass im Sanierungsfall viel zu tun wäre. Davon aber, dass die Schäden auch weit schlimmer sein könnten und dass Rettung sinnvoll ist, waren am Ende doch alle überzeugt. Denn das Haus ist überwiegend trocken, Dach und Dachstuhl in weiten Teilen in Ordnung und der Charme und die Geschichte des Gebäudes noch immer spürbar. So ist über einer später eingezogenen Zwischendecke sogar noch die hölzerne Täfelung des Wartesaals der ersten und zweiten Klasse erhalten.

Vororttermin im Bahnhof im Februar 2008.

Vororttermin im Bahnhof im Februar 2008. Foto: Joachim Scholz, 2008

Doch was kann mit alledem geschehen? Eines ist klar: an eine Sanierung ohne gesicherte spätere Nutzung des Hauses ist nicht zu denken. Schon länger gibt es deshalb den Plan, die Paulinenauer Gemeindevertretung und, soweit möglich, alle Gewerbetreibenden, Dienstleistungsstellen etc. zusammenzuziehen und im Bahnhofsgebäude unterzubringen. Im Bahnhof ließen sich beispielsweise Verkaufseinrichtungen ansiedeln, er könnte aber auch einen Gemeindesaal, den Kulturverein und andere örtliche Interessengruppen beherbergen und so dem Dorf das Zentrum geben, das ihm noch fehlt. Im Paulinenauer Bahnhofsgebäude könnte einmal das Herz des Dorfes schlagen.

Bahn und Bahnhof haben indessen auch immer einen Blick über die Dorfgrenzen hinaus eröffnet. Auch für den Fremdenverkehr schafft ein saniertes Bahnhofsgebäude Perspektiven. Da Paulinenaue auf halber Strecke des Havellandradweges jeweils am Ende einer Tagesetappe liegt und demnächst die ehemalige Ruppiner Bahn ebenfalls zum Radweg werden soll, wird unser Dorf vor allem auch als Knotenpunkt des Fahrradtourismus steigende Bedeutung erhalten, so dass durchaus an ein Angebot von Unterkünften oder Radreparaturen für die Durchreisenden gedacht werden kann. Die Chancen, die sich aus dem Tourismus ergeben, sollte man nicht unterschätzen. Bei allem erwartbaren Entgegenkommen der Gemeinde braucht es neben Ideen dann allerdings handfeste Verwirklichungsabsichten von Interessenten, denn verordnen lassen sich Engagement und Initiative nicht.

Das Bahnhofsgebäude hat bessere Zeiten erlebt. Foto: Hermann Schmidt, 1920er Jahre.

Auch wenn der Weg in Richtung auf die Rettung des Paulinenauer Bahnhofsgebäudes nicht der leichteste sein wird, steht doch fest, dass nicht allein in Paulinenaues eigenem Interesse das Projekt die finanzielle Förderung und Unterstützung verdiente, um die natürlich nun in erster Linie geworben werden muss.