„Genau in diesem Moment fällen sie die Bäume in Richtung Jahnberge. Die Bäume sind noch völlig in Ordnung, soweit ich das beurteilen kann“, schreibt Andrea Wendt , die mit ihrer Familie in Eichberge lebt, am Morgen des 4. Oktober. Ihr Vater Otto Seehawer hat die Pappeln 1954 mit gepflanzt, als man die Auflage bekommen hatte, 2500 Bäume zum Windschutz im Luch zu pflanzen, und nicht nur sein Herz hängt an den Bäumen.

In Paulinenaue regt sich Protest gegen die Fällungen, von denen niemand vorher erfuhr, und die, wie es heißt, nur aus rein wirtschaftlichem Kalkül und bloß unter dem Vorwand der Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit im großen Stil durchgeführt werden. Betroffen sind die Straße nach Eichberge und weiter nach Jahnberge sowie ein im Grunde unbefahrener Weg vom ehemaligen Knauerhof gen Norden.

Die Straße zwischen Paulinenaue und Eichberge. Die Pappeln, die die Straße säumen, wurden 1954 als Windschutz gepflanzt und sollen jetzt abgeholzt werden. Foto: Joachim Scholz, 2010.

Die Gemeinde verfügt über eine Abholzungsgenehmigung und beruft sich, soweit zur Zeit bekannt, auf die altersbedingten Gefahren, die vom Baumbestand ausgehen. 2008 hatte es bei einem Sturm erhebliche Schäden gegeben, von denen nach wie vor Risiken, etwa in Form loser Äste in den Kronen, zurückgeblieben sind.

Andreas Bangert, der einen landwirtschaftlichen Betrieb in Eichberge führt, will diese Argumente nicht gelten lassen und beklagt in einem Brief an die Untere Naturschutzbehörde, dass die Abholzung kompletter Baumreihen einen eklatanten Verstoß gegen die Bestimmungen des Landschafts- und Vogelschutzes darstellt, denen das Gebiet unterliegt. „Die angeführte Gefährdung der Verkehrssicherheit geht nur von einzelnen Bäumen aus,“ so Bangert. Diese resultiere aus unterlassener Pflege und rechtfertige keineswegs eine Totalabholzung. Mit demselben Argument könne man auch ganze Alleen abholzen, wenn man sie zuvor nur lange genug nicht gepflegt hat. Der nur wirtschaftliche Hintergrund der Fällungen – das beauftragte Unternehmen übernimmt für den Gewinn aus dem Holzverkauf die Kosten der Rodung, die Gemeinde spart in Zukunft Baumpflegemaßnahmen – sei insofern höchst bedenklich.

Am Radweg „Stille Pauline“ sind die Pappeln schon gefallen, was nicht unbedingt zum Gewinn des Landschaftsbildes beigetragen hat. Foto: Johannes Gollrad, 2011.

Auch Burkhard Kunkel, der sich am Samstag von der Tatsache der Rodungen überzeugt hat, beklagt ein Bild des Jammers. Andreas Bangert ruft Paulinenauerinnen und Paulinenauer dazu auf, sich am sonnigen Wochenende einen Eindruck von der Abholzung zu machen und bei Nichtgefallen Anfang der Woche unbedingt per Telefonanruf oder schriftlich Unmut zu bekennen. Die relevanten Telefonnummern sind:

Untere Naturschutzbehörde Havelland: 03321-403 5414
Amt Friesack: 033235-42 12