Die beiden Brüder Matthias und Burkhard Kunkel haben in einer beispielhaften lokalen Initiative das in seiner aktuellen Form 1914 errichtete Paulinenauer Herrenhaus sanieren lassen. Am 28. Februar 2010, wenige Tage vor der Schlüsselübergabe und der Eröffnung als altersgerechte Wohnanlage „Schloss Paulinenaue“ konnte sich die Öffentlichkeit an einem „Tag der offenen Tür“ vom Resultat überzeugen. Im folgenden Text zieht Burkhard Kunkel Bilanz über das ehrgeizige Vorhaben und spricht den an der Sanierung Beteiligten Dank aus.

Das Paulinenauer Schloss stand sehr viele Jahre zum Verkauf, doch nichts passierte. Das „Zu-Verkaufen“-Schild mit der Telefonnummer des Landesvermögensamtes liegt noch auf der Baustelle. Jedes Mal, wenn Matthias und ich von oder zu meinen Eltern spazierten, haben wir die Blicke nicht vom Schloss lassen können, unsere Kindheitserinnerungen ausgetauscht und waren immer wieder von der Idee angetan, dieses Haus zu kaufen. Irgendetwas musste doch mit diesem historisch wertvollen und schönen Gebäude passieren, in dem wir die ersten Jahre noch unsere Schulspeisung verabreicht bekamen und ich bei Dr. Geithner noch Schach gespielt hatte. Dessen Schachstrategie hieß immer: „Kräfte mobilisieren, Kräfte mobilisieren“. Ja, das passte auch auf das Schloss – doch leider tat sich nichts.

Gutshaus

Im Dornröschenschlaf – Das Paulinenauer Herrenhaus wartet auf einen Käufer. Foto: Joachim Scholz, 2006.

Unsere ersten Anfragen und Bemühungen beim Landesvermögensamt waren auch nicht gleich erfolgreich. Erst nach einiger Zeit und vielen Erläuterungsgesprächen kam der Kaufvertrag zustande. Das war 2007. Dann sind wir immer wieder im Schloss gewesen und haben unsere Phantasie bemüht – was kann man nur wie machen? Verschiedene Planungen sind wir im Kopf durchgegangen, haben gedanklich Wände versetzt, die möglichen Wohnvarianten durchgespielt und durchgerechnet. Irgendwie brauchten wir mehr Input. Wir sind mit dem Architektenehepaar Arndt und Sonja Hermann aus Ribbeck befreundet und haben uns dann auch mit diesen zusammengesetzt und über das Projekt philosophiert und verschiedene Möglichkeiten und Ideen besprochen. Während dieser Phase festigte sich gedanklich das heute umgesetzte Projekt. Im Februar 2008 haben wir dann den Bauantrag eingereicht. Die Abstimmungen und Auflagen des Bauamtes hatten einigen „Zunder geladen“. Zunächst der Verzweiflung nahe, haben wir dann nach einem Jahr und einer Woche im Februar 2009 doch die Baugenehmigung feiern können. Ende 2008 / Anfang 2009 haben wir mit den Mietern über den vorübergehenden Auszug gesprochen. Beide haben die Option zum Rückzug bekommen, den aber beide heute nicht umsetzen. Im Mai 2009 sind dann die Mieter ausgezogen. Hinter der Umzugsfirma standen auch schon die Handwerker mit schwerem Gerät. Die Bauphase hatte begonnen – von Null auf 180. Jeden Mittwoch haben wir uns zur Baubesprechung getroffen, um alles voranzutreiben und auf kurzen Wegen abzustimmen.

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Im Herrenhaus zu Beginn der Sanierung im Juni 2009. Foto: Joachim Scholz, 2009.

An dieser Stelle wird es Zeit, Danke zu sagen. Mein größter Dank und Anerkennung gilt meinem Bruder, der mit super viel Einsatz und Energie immer hautnah am Geschehen war. Unser gemeinsamer Dank geht dann an unsere Frauen und Familien, die uns immer unterstützt haben und ihnen mögliche Dinge übernommen haben. So gehen beispielsweise die Fliesenbemusterung und Kauf auf ihr Konto. Und jeder, der mal gebaut hat weiß, wie viel Zeit das kostet. Der Dank geht gleich weiter an das Architekturbüro „pha Arndt Hermann und Benedikt Banniza“ aus Ribbeck. Sie haben viele Ideen eingebracht und viel Abstimmungsarbeit mit Ämtern und Firmen geleistet. Ich denke, das größte Lob könnte so aussehen: Wenn jemand den Bahnhof in Paulinenaue gut konzipieren und sanieren kann – dann sind es die beiden. Ein Dank geht auch an die Denkmalbehörde. Sie war in den Abstimmungserfordernissen immer konstruktiv und kooperativ. Klar gab es Auflagen, aber darunter war nichts Unmögliches – und es gab auch Kompromisse, die von der Denkmalbehörde getragen wurden. Es war teilweise nicht einfach, den Kompromiss zwischen den Anforderungen der Bauordnung, dem Brandschutz und ökologischem Bauen mit der Denkmalerhaltung und ihren Auflagen zu finden. Letztlich ist es geglückt. Dank auch an die meisten Firmen und ihre Mitarbeiter. Die Liste wäre lang. Fast alle haben richtig reingehauen und alles gegeben, sich konstruktiv eingebracht. Richtig schief lief es mit einer Metallbaufirma aus Zeestow. Nach monatelangem Ringen haben wir uns von ihr getrennt. Hier der Dank an die Firmen Frank Küther Metallbau und G & P Metallbau, die uns gemeinsam aus der Misere halfen.

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Die originale Freitreppe des Schlosses konnte wiederentstehen. Sie wurde durch die Firma Frank Küther Metallbau u.a. neu verzinkt. Foto: Joachim Scholz, 2010.

Natürlich ist das Ganze auch ein Investitionsvorhaben, allerdings gibt es unter Renditegesichtspunkten sicher bessere. Ohne Lokalpatriotismus kann man ein solches Vorhaben nicht umsetzen. So denken wir, dass wir neben der Umsetzung unseres Investitionsvorhabens auch etwas für Paulinenaue erreichen konnten. Das hat uns auch auf die Idee des „Tags der offenen Tür“ am 28. Februar 2010 gebracht. So konnten sich noch einmal alle Interessierten, ob sie dort einmal gearbeitet oder gewohnt haben oder einfach nur schauen wollten, über den aktuellen Stand und das, was aus dem Schloss geworden ist, einen Überblick verschaffen und die Eindrücke auf sich wirken lassen. Das außerordentliche Interesse hat uns sehr gefreut. Mit so viel Besuch hatten wir nicht gerechnet und das Feedback war durchweg positiv. Das ist ein schöner Lohn für die Mühen und Anstrengungen der vergangenen Monate und sogar Jahre. Trotz der Anstrengungen hat uns dieses Vorhaben sehr viel Spaß gemacht. Wir würden es wieder tun!