Was Ihr jetzt vor Euch seht, ist die ehemalige Schnitterkaserne. Erbaut wurde dieses von außen recht imposante Gebäude um 1910. Damals wurde es zur Unterbringung der meist polnischen Wanderarbeiter und ihrer Familien genutzt. Schnitter halfen bei der Bewirtschaftung der umliegenden Güter und vor allem als billige Arbeitskräfte bei der Einbringung der Ernte. Am Saisonende gingen sie wieder nach Hause, einige wurden auch hier sesshaft. Die Lebensbedingungen in der Schnitterkaserne waren primitiv, die Wände dünn, Mobiliar meist nicht vorhanden. Die Plumpsklos und Waschgelegenheiten waren im rechten Nebengebäude untergebracht. Wasser kam aus der Pumpe vor dem Haus. Gekocht wurde gemeinschaftlich auf einem großen Grudeherd.
1919 wurde überlegt, in der Schnitterkaserne die Paulinenauer Schule unterzubringen, in der Nazizeit hielt der Pfarrer und Widerstandskämpfer Albert Willimsky hier den katholischen Gottesdienst ab, denn viele Paulinenauer Katholiken waren polnischstämmig. Nach 1945 zogen Flüchtlingsfamilien ein. Sie waren froh, ein Dach über den Kopf zu haben. Erst Ende der 1970er-Jahre wurden Toiletten eingebaut und Wasser nach innen gelegt. Bewohnt war das Gebäude bis etwa zur Jahrtausendwende. Die Eigentümer wechselten seitdem mehrfach, doch keiner hat investiert. So steht sie da, die alte Schnitterkaserne, zerfällt und verwuchert, bietet Heimstatt für manches Getier, aber auch für Müll und Unrat. Die Anwohner hoffen auf bessere Zeiten.
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