Der Bahnhof ist Herz und Mittelpunkt von Paulinenaue

Völlig unbedeutend war Paulinenaue Anfang des 19. Jahrhunderts, als es noch „Bardelebens Meierei“ hieß – ein winziges Vorwerk im unwegsamen Havelländischen Luch. Daran änderte auch die Namensgebung 1833 und der darauffolgende Ausbau des Gutes wenig. Erst die Eisenbahn ließ Paulinenaue entstehen. Im Juli 1846 fuhr die erste Lokomotive, das Bahnhofsgebäude wurde als einer der letzten Hochbauten auf der Strecke zwischen Berlin und Hamburg im Mai 1847 fertig. Der Friesacker Baumeister Raetzel leitete damals die Ausführung des Planes von Friedrich Neuhaus (1797–1876). Für Paulinenaue bedeutete der Bahnhof den Einzug einer neuen Zeit. Sechs Mal täglich hielt nun ein Personenzug, zweimal passierte ein Güterzug den Ort. Bis Berlin fuhr man mit der Bahn eine Stunde, bis Friesack eine halbe. Im Vergleich mit früheren Transportmitteln war das revolutionär.

Bahnhof Paulinenaue 1853

Die älteste erhaltene Abbildung Paulinenaues zeigt den Bahnhof um 1853. Damals bestand nur der vom Gleis gesehen rechte Flügel. Er ist heute der älteste im Original erhaltene Baukörper des Dorfes. © Museum für Hamburgische Geschichte.

Seit 1880 und bis 1995 zweigte von Paulinenaue eine Nebenlinie nach Neuruppin ab, die den vormaligen Haltepunkt zum Umsteigebahnhof werden ließ. 1883 wurde das Bahnhofsgebäude deshalb großzügig erweitert. Die Umbaupläne zeigen ein Gebäude mit einem Restaurant, zwei großen Wartesälen und einem separaten „Damenzimmer“. In der Nachkriegszeit und erst recht nach 1989 verlor das Bahnhofsgebäude an Bedeutung. Obwohl die Bahn den Paulinenauer Bahnhof stündlich bedient und sich Berlin in Windeseile erreichen lässt, ist das prächtige Empfangsgebäude längst nicht mehr das Schmuckstück, das es einmal war.

Doch niemand hier kann sich Paulinenaue ohne seinen Bahnhof vorstellen. Die Gemeinde hat im Zuge der Erneuerung des Bahnhofsvorplatzes 2007 das Empfangsgebäude erworben und damit Verantwortung für dessen Zukunft übernommen. Der im Jahr zuvor gegründete Kulturverein hat den Erhalt des Gebäudes als Ziel in seine Satzung aufgenommen. Das denkmalsgeschützte Gebäude bedarf dringend einer Sanierung.

Ohne den Bahnhof würde sich Paulinenaue wahrscheinlich heute nicht von seinen kleinen Nachbarn Bienenfarm und Lindholzfarm unterscheiden. Das klassizistisches Empfangsgebäude ist der zentrale und auch der älteste erhaltene Baukörper von Paulinenaue. Foto: J. Scholz, 2021.