Nach der Bundestagswahl 2017 kann man sagen, dass sich, wie auch bundesweit, in Paulinenaue die eingespielte Parteiensympathie-Verteilung drastisch verschoben hat. Gewählt wurde an diesem 24. September im Feuerwehrdepot. Schon bevor Wahlleiter Dieter Czerniak von dort gegen 19.25 Uhr das Ergebnis nach Friesack durchgab, war zwischen emsigem Zettelrascheln das Staunen greifbar: „Nach dem, was ich hier gesehen habe, hat die AFD die meisten Stimmen,“ hieß es aus einer Ecke, „Nee hat se nicht“, aus der andern. Am Ende sah die Verteilung folgendermaßen aus:
Die Wahlbeteiligung betrug magere 58,4 %. Nur 479 von 820 Wahlberechtigten hatten abgestimmt, 135 (16,5 %) davon per Briefwahl. Von den 479 im Wahllokal abgegebenen Stimmen wiederum gewann die CDU 127 Erststimmen und 115 Zweitstimmen (24,5 %). Den zweiten Platz bei den Erststimmen, aber den ersten bei den Zweitstimmen belegte die SPD mit 116 Erst- und 119 Zweitstimmen (25,4 %), den dritten bei Erst- und Zeitstimmen die AfD mit 108 Erst- und 99 Zweitstimmen (21,1 %). Die Linke erzielte 67 Erststimmen und 55 Zweitstimmen (11,7 %). Die FDP wurde mit 16 Erststimmen und 32 Zweitstimmen (6,8 %) fünftstärkste Kraft. Die Grünen schließlich erhielten 22 Erststimmen und 21 Zweitstimmen (4,5 %). Von den übrigen Parteien sind lediglich die sieben Zweitstimmen für die NPD und die sechs für die Tierschutzpartei abgegebenen noch erwähnenswert.
Im Vergleich zur Bundestagswahl 2013 wird deutlich, wie stark mit Ausnahme von FDP und Grünen alle anderen Parteien an Wählergunst verloren haben. Dass die SPD zumindest bei den Zweitstimmen wieder stärkste Kraft im Dorf ist, fällt kaum auf gegen die Tatsache, dass es nunmehr drei fast gleich starke Gruppen gibt, denen mehr als zwei Drittel der Paulinenauer/innen anhängen: SPD, CDU und eben auch die AfD. Die Linke aber verlor in den letzten 12 Jahren fast zwei Drittel ihrer Wählerschaft (162 Zweitstimmen 2005 bei 79% Wahlbeteiligung, noch 55 waren es 2017, bei 58% Wahlbeteiligung).
Wahllokal Paulinenaue: Prozentualer Zweitstimmenanteil im Vergleich zu 2013
Ist Paulinenaue im Vergleich zu seinen Nachbarn eine AfD-Hochburg? Na ja, wir liegen da im Mittelfeld, vergleichbar mit Nauen und etwas über dem Landesdurchschnitt von 20.2 Prozent. Wer indes meinte, dass ein Wissenschaftsstandort oder auch ein Ort, der in seiner Geschichte mehrfach radikale Bevölkerungsumschichtungen erlebt hat, liberaler wählt und einer fremdenfeindliche Partei eher nicht seine Stimme gibt, hat sich geirrt. Da muss man – warum auch immer – nach Brädikow oder nach Wagenitz schauen. Es wäre interessant zu erfahren, wo die dortige relative Resistenz ihre Ursache hat.
AfD-Anteil an den Zweitstimmen in relevanten Nachbarorten von Paulinenaue
Sehr interessanter Beitrag, sehr gut geschrieben und klug nachgefragt. Weiter so! Für eine freie und offene Gemeinde!