Ein Blick auf die Zweitstimmenverteilung

In Brandenburg und in Sachsen ist am 1. September 2019 ein neuer Landtag gewählt worden. In beiden Ländern war mit Spannung vor allem das Ergebnis der populistischen rechtsnationalen „Alternative für Deutschland“ erwartet worden, die in den Umfragen zeitweise als Favoritin in der Wählergunst galt. Am Wahlabend wurde klar, dass trotz deutlicher Verluste die regierungsführenden Parteien ihren Spitzenplatz behaupten konnten. Im Land Brandenburg ist das die SPD.

In Paulinenaue stellt sich die Situation nicht anders dar als auf Landesebene, sowohl was die Prognosen, Befürchtungen und Hoffnungen vor der Wahl, als auch was die Resultate angeht. Ein Blick auf die Zweitstimmen aus dem Wahllokal im Feuerwehrdepot zeigt für die Parteien das folgende Bild.

Prozentuale Verteilung der Zweitstimmen im Paulinenauer Wahllokal (FFW)

Die Ergebnisse der Zweitstimmenauszählung im Paulinenauer Wahllokal 2019 und 2014.

Die SPD, traditionell stärkste Kraft im Dorf, behält mit 33,4 Prozent ihren Spitzenplatz. Gegenüber 2014 verliert sie 1,8 Prozent. Mit dem satten Stimmendrittel, das sie hinter sich weiß, liegt der Paulinenauer Wert aber mehr als sieben Prozent höher als der SPD-Landesdurchschnitt. Auch im Amt Friesack (29,3 %) ist Paulinenaue nach wie vor eine SPD-Hochburg. In absoluten Wählerzahlen legte sie sogar zu: 149 Paulinenauer/innen gaben ihre Stimme der SPD, 2014 waren es 118.

Die AfD war mit 16,4 Prozent bei den Landtagswahlen 2014 bereits drittstärkste Partei in Paulinenaue, nun ist sie einer der beiden Gipfel im Diagramm. Ihr prozentualer Zugewinn von 10,8 Prozent ist beispiellos in der Geschichte freier Wahlen in Paulinenaue und umfasst mehr als das gesamte Stimmenvolumen, das die Grünen oder die Linke einfahren konnten. Dieses sprunghafte Anwachsen der AfD, aber auch das der Kleinparteien (z.B. Freie Wähler und Tierschutzpartei) zeugt von einer bisher nicht gekannten Dynamisierung des politischen Klimas auch hierzulande. 122 Paulinenauer/innen gaben der AfD am Sonntag ihre Zweitstimme. Sie liegt hier 3,7 Prozent über dem Landesdurchschnitt und mit ihren 27,2 Prozent im Mittelfeld der Orte des Amtes Friesack, das Senzke (53,3 %) anführt und Brädikow (18,4 %) abschließt.

In Paulinenaue erzielt die AfD Gewinne im zweistelligen Bereich.

Nach den beiden Spitzenreitern kommt erst einmal lange nichts, bis mit einem Wert von 12,1 Prozent auf dem dritten Platz die CDU folgt. Ihre Verluste von 7,6 Prozent gegenüber der Landtagswahl vor fünf Jahren fallen deutlich ins Auge. Auch der Amtsdurchschnitt von 13,5 % wird noch unterschritten.

Die Grünen dagegen sind in Paulinenaue in einem kontinuierlichen Aufstieg begriffen, der nach meinen Aufzeichnungen seit 15 Jahren nicht abbricht. Am Ende ist das Ergebnis mit 8,3 Prozent noch immer überschaubar, immerhin reicht es erstmals für Platz 4 im Parteienranking. Unter den Gemeinden des Amtes ist das ein Mittelfeldplatz.

Wirklich dramatisch sind – wie schon bei der Europawahl – die Verluste für die Partei Die Linke. Sie büßt in Paulinenaue mehr als die Hälfte ihres Wählerzuspruchs ein (- 8,8 %) und landet mit 6,7 Prozent auf Platz 5. Auch im Vergleich mit den Amtsnachbarn ist das ein Kellerwert. Nur Warsow und Wutzetz folgen noch weiter hinten. Erstaunlicherweise erzielt die Linke nebenan im Selbelanger Wahllokal mit 14,8 Prozent einen ihrer besten Werte und mehr als das Doppelte vom Paulinenauer Feuerwehr. Interessant ist übrigens wieder der Spitzenwert der Partei im Amt. Auch die Linke erzielt ihn in Senzke. Was für ein Dorf! Von derart polarisierten Verhältnissen ist Paulinenaue weit entfernt.