Herzlich Willkommen! Im Saal des neuen Gasthauses von Paulinenaue wird nordindische Küche serviert. Foto: Joachim Scholz, 2021.

Das 1886 in Paulinenaue von Wilhelm Grabau eröffnete Gasthaus „Zu den drei Landkreisen“ ist eines der ältesten Häuser von Paulinenaue. Es hat Höhen und Tiefen und manchen Neuanfang erlebt. Hier wurde 1923 der Paulinenauer Sportverein gegründet, im 1933 errichteten Saal ließ Pächter Paul Eickhoff Reichsarbeitsdienstler aus Bienenfarm tanzen und es wurden Propagandafilme gezeigt. Im Saal fanden Feiern, Kleintierausstellungen und der Sportunterricht statt. Kurz nach der Wende aß ich hier zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben Schnecken. Der Versuch, die französische Küche ins Havelland zu bringen, scheiterte. Zum letzten Mal schlossen die „Drei Landkreise“ 2012. Nach der Sanierung 2014 blieb es jahrelang ruhig.

In der Corona-Zeit fuhren dann Gurinder Kaur und ihr Mann einmal mit ihren Kindern durchs Havelland, aufs Geratewohl. Die Kinder bekamen Hunger, aber nirgends war etwas zu bekommen. Für die beiden Gastronomen, die in Berlin und in Blankenfelde-Mahlow bereits Gasthäuser betreiben, war das die erste (irgendwie typische) Begegnung mit unserem Dorf. Es dauerte noch etwas, bis beiden die Idee kam und sie den Entschluss fassten, in Paulinenaue eine dritte Dependance ihrer kleinen Gastronomie-Kette zu gründen. Sie kamen wieder und im August 2021 begannen Vater und Sohn zum Erstaunen der Vorbeifahrenden, das alte Gasthaus knallbunt anzustreichen.

In Paulinenaue dachten da wahrscheinlich viele wie ich: Ach du meine Güte! Passt das ins Ortsbild? Doch als später bunte Schirme und Figuren dazu kamen, kippte das Bild ins Positive. Das sah irgendwie ziemlich cool aus, besser als der steril versiegelte Bahnhofsvorplatz allemal und die Hoffnung, bald ein indisches Restaurant im Dorf zu haben, war verheißungsvoll.

Bunte Schirme, bunte Farben: Paulinenaues neuer Blickfang. Foto: Christiane Meyerfeldt, 2021.

An diesem Freitag nun öffnete das Haus. Einige Bekannte hatten schon Fotos von innen und begeisterte Kommentare gepostet, als ich tags darauf dort mit meinem Sohn essen ging. Im Gespräch erzählt Gurinder Kaur, dass im Norden Indiens, wo die Familie herkommt, Restaurants immer so farbenfroh aussehen und dass die nordindische Küche sehr lecker und weniger scharf sei als im Rest des Landes. Sie freue sich auf das Projekt und alle hoffen, dass es etwas wird. Diesen Wunsch teilen die Betreiber sicher mit den meisten Paulinenauern. Neben dem Restaurantbetrieb sind im „Apne 3“ größere Feiern mit bis zu 100 Gästen möglich. Alle Gerichte werden auch außer-Haus verkauft. Die Speisekarte sieht aus wie in einem Berliner Restaurant, mit moderaten Preisen. Die Cocktail-Angebote sind eine Wucht und das Essen schmeckt vorzüglich. Paulinenaue ist ein Stück nach vorne gekommen an diesem Wochenende. Und im neuen Namen „Apne 3“ steckt die vertraute 3 unseres Gasthauses „Zu den drei Landkreisen“. Das war doch eigentlich auch ein ziemlich verrückter Name, oder? Wie dem auch sei: Aller guten Dinge sind drei.