Die Bundestagswahl 2021, die nun auch schon wieder einige Tage zurückliegt, hat die politischen Gewichte in Deutschland verschoben. Verlusten bei der CDU, der Linken und – in kleinerem Maße – bei der AfD stehen Gewinne bei SPD, Grünen und der FDP gegenüber. Die SPD mag auf die politische Bühne zurückgekehrt sein, doch die Zeit der großen Volksparteien scheint doch der Vergangenheit anzugehören. Die politische Landschaft hat sich diversifiziert.
Welcher Richtung sich die Paulinenauer/innen mehrheitlich zuordnen, lässt sich nach der Bundestagswahl ebenfalls ermitteln und ins Verhältnis setzten zu den Ergebnissen in den benachbarten Gemeinden, aber auch zu denen der letzten Bundestagswahlen. 2017 war als Hauptresultat auszumachen, dass drei Parteien: SPD, CDU und AfD etwas mehr als 70 Prozent der Zweitstimmen auf sich vereinten und vor allem die AfD mit Zugewinnen von 15 Prozent sich als Wahlgewinnerin fühlen konnte (Ergebnisse Wahllokal Feuerwehr).
Die Wahlergebnisse in diesem Jahr lassen sich im Detail aus den hervorragenden Grafiken ablesen, die der Einsatz einer neuen Wahlsoftware auch dem Amt Friesack ermöglicht. Nach einigen Tagen waren hier exakte Zahlen für jedes einzelne Wahllokal abzulesen.
Halten wir die Hauptresultate in aller Kürze textlich fest. Traditionell betrachte ich primär die Zweitstimmen des Paulinenauer Wahllokals in der Feuerwehr, wo am 26. September 470 Wähler/innen votierten. Hier betrug die Wahlbeteiligung 56,6 Prozent (1,6 Prozent weniger als 2017). In Selbelang machten 124 Wählende 53 Prozent Wahlbeteiligung aus. Der Briefwahlanteil wird in der Statistik auf Gemeindeebene nicht extra ausgewiesen: In Mühlenberge, Paulinenaue, Pessin und Retzow zusammen gewinnt die SPD 40,9 Prozent der insgesamt 519 Briefwahlstimmen. Damit ist das Hauptwahlergebnis auch der Urnenwahl, in der Tendenz jedenfalls, schon verraten.
Die SPD ist auch in der Paulinenauer Feuerwehr Wahlgewinnerin. Sie erreicht 30,6 Prozent der Zweitstimmen und toppt mit ihren Zugewinnen von fünf Prozent gegenüber 2017 sogar noch das Ergebnis der vorvergangenen Wahl von 2013. Damals hatte sie einen Stimmenanteil von 29,6 Prozent erhalten. Die großen Verluste der CDU von fast 10 Prozent bestätigen ebenfalls Trends der Landes- und Bundesebene. Das gleiche gilt für das Abschneiden der Linken, die in Paulinenaue bei 7,3 Prozent landet. Das sind 5,2 Prozent weniger als 2017. Schon da hatte sie deutlich verloren. Das Plus der FDP, die 7,3 Prozent erzielt, ist ebenfalls zeittypisch.
Die größte Differenz zum aktuellen Bundestrend zeigt sich beim Blick auf das gute Ergebnis der AfD und das mäßige Abschneiden der Grünen. Hier reproduzieren die Paulinenauer Wahlergebnisse das, was für die ländlich geprägten ostelbischen Gebiete insgesamt gilt. Die AfD gewinnt in Paulinenaue sogar noch einmal 3,8 Prozent gegenüber 2017 dazu und erzielt 24,8 Prozent. Jede vierte Stimme wurde für die Rechtspopulisten abgegeben. Mit Blick auf die Kräfteverhältnisse insgesamt lässt sich für Paulinenaue Folgendes festhalten:
- Von drei Parteien, die 2017 mehr als 20 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnten, sind nur noch zwei übriggeblieben: SPD und AfD.
- Die Zugewinne der AfD markieren einen, wenn auch mäßig ausfallenden, weiteren Rechtstrend in unserem Dorf. Dabei dominiert die Alternative für Deutschland heute eindeutig das rechte Spektrum. NPD (2 Stimmen) und „die Basis“ (7 Stimmen) sind ihr keine ernst zu nehmenden Konkurrenten (mehr).
- Dennoch bedeutet die rechtslastige Politisierung, die sich in den zurückliegenden Wochen und Monaten auch in tagtäglich aufs Neue einlaufenden Statusmeldungen Paulinenauer WhatsApp-Kontakte Ausdruck verschaffte, keine grundlegende Trendwende im politischen Stimmungsbild. Fasst man die Stimmen der tendenziell „linken“ Parteien SPD, Die Linke und Grüne/Bündnis 90 zusammen, liegt deren Anteil seit einer Dekade stabil über 40 Prozent, mit zuletzt leicht steigender Tendenz.
Im Vergleich mit Nachbardörfern befindet sich Paulinenaue beim Stimmenanteil der AfD wie schon 2017 im Mittelfeld, nunmehr aber im oberen. In Brädikow und Wagenitz erzielt die Partei nur etwa 20 Prozent, in Pessin und Friesack etwa 30 und in Senzke sogar fast 45 Prozent der Wählerstimmen. Die Werte für einzelne Parteien gehen im Vergleich der Nachbardörfer weit auseinander. In Deutschhof beispielsweise, wo man es dem Namen nach vielleicht am wenigsten erwarten würde, erreicht die AfD nur etwa zwölf Prozent der Zweitstimmen, die Grünen erzielen dagegen beinahe 20 Prozent.
Zuletzt ein direkter Vergleich mit Selbelang, das zusammen mit Paulinenaue eine Gemeinde bildet. Bei unseren Nachbarn neigt man etwas mehr als in Paulinenaue den Rändern des politischen Spektrums zu, während Paulinenauer Ergebnisse ein etwas gemäßigteres Wahlverhalten anzeigen. AfD und Linke erzielen in Selbelang höhere Werte. Eine Koalition aus SPD und CDU dagegen käme in Selbelang auf 41,4 Prozent, in Paulinenaue auf 45,3 Prozent – weder hier noch dort wäre das eine wirklich „große Koalition“. Müsste sich auf der Grundlage der Paulinenauer Wahlergebnisse eine Regierung bilden, käme wohl am ehesten ein Bündnis aus SPD, CDU und FDP zustande.
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