21.04.2005
Eine Fotoreise von Paulinenaue nach Wittenberge
Von Joachim Scholz
Die Überlieferung des Eisenbahnbaus der Strecke Berlin-Hamburg aus den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts weist meist technische Details und Eigentumsfragen aus, doch zeigt sich am Rande immer wieder auch, wie einschneidend die Bahn mit einem Schlag das Leben der Menschen berührt haben muss. Als der Friesacker Gendarm Weber 1846 auf dem frisch errichteten Gleis zum ersten Mal eine Eisenbahn sah, liest man zwischen den Zeilen seines „Berichtes über die Fahrt einer Lokomotive“ jedenfalls noch einige Aufregung und die Frage, ob bei dem Ereignis alles mit rechten Dingen zugegangen war: „Ich habe mich gleich an Ort und Stelle überzeugt, und habe gefunden, daß soweit die Fahrt begonnen, die auf den Übergängen vorher hingestellten Barrieren, während der Fahrt verschlossen, mit Wärtern und diese mit Fahnen versehen waren“ schreibt er dem Landrat. Alles war noch einmal gut gegangen.
Friedrich Neuhaus (1797-1876) war Architekt der meisten Hochbauten der Berlin-Hamburger Eisenbahn. Auch der Ursprungsbau des Paulinenauer Bahnhofs wurde von ihm entworfen.
Was damals mit der Macht des Neuen um sich griff, ist nun selbst in die Jahre gekommen und an den Bahnhofsgebäuden aus der Anfangszeit, die heute fast ohne Ausnahme noch die Strecke säumen, sieht man längst den Zahn der Zeit nagen. Doch früher waren sie bewunderte Künder einer neuen Zeit, entworfen von Friedrich Neuhaus in lupenreinem Klassizismus. Im Detail gleichen sie sich bisweilen wie Zwillinge.
Bahnhof Glöwen. Foto: Joachim Scholz, 2005.
Bahnhof Paulinenaue. Foto: Joachim Scholz, 2005.
Was heute von ihrem Charme geblieben ist, kann man am Paulinenauer Bahnhof studieren. Aber nicht nur hier. Von Nauen nach Wittenberge führt die Fotoreise mit Aufnahmen aus den letzten Wintertaegn 2005 (außer Bhf. Nauen).
Bahnhof Nauen
Das Bahnhofsgebäude von Nauen gehört zu den wenigen Kriegsverlusten der Stadt. Bis heute gibt es für das Empfangsgebäude keinen Ersatz. Foto: Sammlung Jutta und Hans-Jörg Wolf, Paulinenaue
Bahnhof Paulinenaue
Er braucht an dieser Stelle keine Vorstellung. Der Paulinenauer ist neben dem Hamburger Bahnhof in Berlin der einzige, der sich mit einem Turm schmückt. Dieser Formenreichtum hat seine Ursache darin, dass Mittelteil und der komplette rechte Flügel erst wesentlich später an den ursprünglichen Baukörper angebaut wurden
Bahnhofsvorplatz mit Kopfsteinpflasterung. Als man 1847 den Bahnhof errichtete, war seine gesamte Umgebung noch von Bäumen umstanden. Immerhin bis zum Zweiten Weltkrieg standen auf dem Bahnhofsvorplatz noch Linden. Foto: Joachim Scholz, 2005
Ehemaliger Eingang ins Paulinenauer Bahnhofsgebäude Foto: Joachim Scholz, 2005
Teil der Fassade im Ostflügel Foto: Joachim Scholz, 2005
Fenster an der Ostseite Foto: Joachim Scholz, 2005
Dachstuhl über der ehemaligen Eingangshalle Foto: Joachim Scholz
Bahnhof Friesack
Der Friesacker Bahnhof liegt einige Kilometer nördlich der Stadt mitten im Havelländischen Luch. In früheren Zeiten gab es bisweilen heftigen Streit darüber, ob die Bahn das Monopol über Kutschfahrten für Reisende nach Friesack beanspruchen dürfe, oder nicht. Foto: Joachim Scholz, 2005
Zugang zum Bahnhof und zur kleinen Eisenbahnerkolonie, Blick von Süden Foto: Joachim Scholz, 2005
Typisch klassizistisch sind die waagerechten Nuten zur Strukturierung der Fassade, die den Friescker Bahnhof umlaufen. Foto: Joachim Scholz, 2005
Durch eine extravagante Eingangstür gelangte der Friesacker Bahnhofsvorsteher einst in seine Privatgemächer – mitten im Luch. Foto: Joachim Scholz, 2005
Fassade des Friesacker Bahnhofs. Foto: Joachim Scholz, 2005
Alte und neue Zeitzeichen Foto: Joachim Scholz, 2005
Bahnhof Neustadt/Dosse
Auch der Bahnhof in Neustadt/Dosse ist gegenüber seinem Ursprungszustand von 1846 erweitert worden. Damals stand nur der Mittelteil. Foto: Joachim Scholz, 2005
An der Fassade des Bahnhofes Neustadt/Dosse geben kleine Pferdereliefs Hinweis auf die Besonderheit der Stadt. Foto: Joachim Scholz, 2005
Hier ging es einst zur Fahrkartenausgabe. Foto: Joachim Scholz, 2005
Der charakteristische Schalterraum im Charme der Deutschen Reichsbahn. Foto: Joachim Scholz, 2005
Fassadenteil mit Lampe Foto: Joachim Scholz, 2005
In Neustadt findet man einen von wenigen sanierten Bauten der Strecke – ein Nebengebäude. Foto: Joachim Scholz, 2005
Eingang zum Ausgang Foto: Joachim Scholz, 2005
Bahnhof Zernitz
Der Bahnhof Zernitz schmückt sich in den Farben von www.dorffotografie.de. Der Bahnhof wurde in den Jahren 1990/1991 aufwendig restauriert.Foto: Joachim Scholz
Seit genau zehn Jahren hält kein Personenzug mehr in Zernitz. Früher galt die Station als eine der bedeutendsten in der Prignitz. Foto: Joachim Scholz, 2005
Ehemalige Eingangstür Foto: Joachim Scholz, 2005
Treppe im Innenraum Foto: Joachim Scholz, 2005
Verziertes Giebeldreieck Foto: Joachim Scholz, 2005
Aus dem Bahnhof Zernitz steht noch ein typisches Nebengebäude der Berlin-Hamburger Eisenbahn. Bauwerke wie dieses werden zuerst abgerissen. Foto: Joachim Scholz, 2005
Bahnhof Glöwen
In Glöwen steht eines der eindrucksvollsten und zugleicht ruiniertesten Bahnhofsgebäude. Foto: Joachim Scholz
Die Fassade des Glöwener Bahnhofes ist mit klassizistischem Zierrat durchwirkt. Foto: Joachim Scholz, 2005
Bahnhof Glöwen, Szene am Bahnsteig Foto: Joachim Scholz, 2005
Ansicht von hinten Foto: Joachim Scholz, 2005
Balkonszene Foto: Joachim Scholz, 2005
Bahnhof Glöwen, Treppen, die an Paulinenaue erinnern. Foto: Joachim Scholz, 2005
Auch an der Fassade lässt Paulinenaue grüßen. Foto: Joachim Scholz, 2005
Bahnhof Bad Wilsnack
Die baugeschichtliche Untersuchung der Bahnhöfe anhand historischen Aktenmaterials steht noch aus. Bad Wilsnacks Bahnhofsgebäude ist gut zwanzig Jahre jünger als seine Nachbarn. Warum der Vorgängerbau – ein Pendant des Paulinenauers – weichen musste, hat man wohl vergessen. Foto: Joachim Scholz
Teil des Daches mit Lampe Foto: Joachim Scholz, 2005
Eingangsbereich Foto: Joachim Scholz, 2005
Blick in den Innenraum Foto: Joachim Scholz, 2005
Ein ausgedienter Waggon ist Nebengebäude des Bahnhofes. Foto: Joachim Scholz, 2005
Blick in Richtung Wittenberge Foto: Joachim Scholz, 2005
Bahnhof Wittenberge
Der Bahnhof in Wittenberge. Foto: Joachim Scholz
Passt kaum aufs Bild – der Bahnhof Wittenberge. Foto: Joachim Scholz, 2005
Ein Relikt aus alten Tagen. Lampe in einem Nebengebäude des Bahnhofes. Foto: Joachim Scholz, 2005
Detail der Fassade an der Bahnssteigsseite. Foto: Joachim Scholz, 2005
Der Wartesaal des Wittenberger Bahnhofes ist noch begehbar. Türen zur Stadt. Foto: Joachim Scholz, 2005
Eine der wenigen funktionstüchtigen Uhren an der gesamten Strecke. Foto: Joachim Scholz, 2005
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