Im Roman ,Drei Kameraden‘ lässt der Schriftsteller Erich Maria Remarque seinen Protagonisten über das Jahresende 1923 sagen: „Das war in der Inflation. Zweihundert Billionen Mark hatte ich monatlich verdient. Zweimal am Tag gab es Geld und jedesmal eine halbe Stunde Urlaub, damit man in die Läden rasen und etwas kaufen konnte, bevor der nächste Dollarkurs rauskam – dann war das Geld nur noch die Hälfte wert.“ Und der Historiker Gordon A. Craig, der die Romanstelle zitiert, berichtet, dass es gerade diese irritierenden Tage im Herbst 1923 waren, die in den Zeitgenossen neben viel Leid  auch „ein ungestümes Verlangen, sich zu amüsieren“ nach dem Motto: „Man lebt ja nur so kurze Zeit und ist so lange tot“ wachriefen. Der Schlager „Wir versaufen unsrer Oma ihr klein Häuschen“ war damals populär.

Im 30. Vereinsjahr: Fußballer auf dem alten Paulinenauer Sportplatz in der Bahnhofstraße 1952. Fast alle Namen der Spieler sind durch Befragung des PTSV-Veteranen Bruno Czerniak (1926-2014, oben 6. v.l.) bekannt. 

In dieser irren Zeit der Hyperinflation, als ein Dollar über 4 Billionen Mark wert war, wurde in Arthur Grabaus Gasthaus „Zu den drei Landkreisen“ – heute das indische Restaurant ,Apne 3‘ – der ,Paulinenauer Turn- und Sportverein‘ (PTSV) gegründet. Wahrscheinlich war es das Beste, was man damals auch in unserem Dorf mit seinem Leben anstellen konnte. Doch viel ist nicht bekannt über die unmittelbaren Umstände, unter denen das geschah. Es sollen Arbeiter der Schweißerei von Johannes Goldschmidt gewesen sein, die den Gründungsimpuls setzten, „durchweg Berliner, die in ihrer Freizeit viel Sport trieben“. So charakterisierte Günter Wacker die Pioniere des PTSV. Er hatte für seine Chronik in den 1980er Jahren noch mit einigen der Paulinenauer Sportler der ersten oder vielmehr zweiten Stunde gesprochen, die heute nicht mehr erzählen können: Martin Krüger, Oskar Huth, Heinrich Kunkel, Ewald Dazinnes oder Willi Bewer. Dass der frühe PTSV auch Paulinenauer Frauen ansprach, ist belegt.

Seither sind einhundert Jahre Paulinenauer Sportgeschichte ins Land gegangen. Zu viele, als dass man noch zählen könnte, wie viele Tore seither die Fußballer geschossen, wie viele Freundschafts- und Weihnachtsturniere die Volleyballerinnen gespielt oder Schachmatts die überaus erfolgreichen Paulinenauer Schachspieler erzielt haben. Mindestens vier Sportplätze zählt die Paulinenauer Vereinsgeschichte, unsere Sportler blicken zurück auf den Bau und den Erhalt von Vereinsheim und Turnhalle ebenso wie auf den ,Lauf durch die Pessiner Heide‘ und vieles vieles mehr. Man müsste es alles mal aufschreiben, manches wiederbeleben. Heute aber feiern wir erst einmal den PTSV, einen Verein, der noch vor der Gemeinde (1924), der Freiwilligen Feuerwehr (1929) und allen anderen Paulinenauer Vereinen gegründet wurde. Er lebe hoch, der PTSV: Sport frei!