Familie Ernst/Kreier engagiert sich ehrenamtlich. Der Verein „Das zweite Leben“ wurde für den Organspendepreis 2023 nominiert

Vor 13 Jahren spendete Brunhilde Ernst aus Paulinenaue ihrem Mann Erich eine Niere. Sie ersparte ihm auf diese Weise eine kraftzehrende Dialyse und endlose Wartezeit auf ein Spenderorgan. Als die geglückte Operation hinter ihnen lag, lehnten sich die Ernsts nicht etwa zurück, sondern nutzten die neu gewonnene Gesundheit, um Betroffenen Hoffnung auf ein „zweites Leben“ zu machen. „Das zweite Leben – Nierenlebendspende e.V.“ – so heißt der Verein, den sie daraufhin gründeten und in dem sie beide aktiv sind.

Ihre Tochter Sylvia Kreier berichtet: „Die Reha Klinik Klink an der Müritz und die Charité haben damals zwei Spender-Empfänger-Paare angesprochen, ob sie eine Selbsthilfegruppe gründen würden und dann über weitere Transplantationskliniken weitere Paare gesucht. So wurde 2012 mit fünf Paaren die Selbsthilfegruppe in Klink gegründet.“

Der Verein ist heute in neun Bundesländern aktiv und hat 85 Mitglieder. Brunhilde Ernst und Birgit Lischke aus Chemnitz, die ihrem Sohn spendete, sind im Vorstand. Sie stehen im engen Austausch mit Betroffenen und Spendenwilligen, um sie vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen zu beraten. Daneben setzen sie sich für die Verbreitung von Organspende-Ausweisen und für die Widerspruchslösung ein, nach der jeder als potenzieller Organspender in Frage kommt, der zuvor nicht aktiv widersprochen hat.

Mitglieder des Vereins „Das zweite Leben“ in Klink an der Müritz bei Herbsttreffen 2023. Untere Reihe, 2. v.l., Brunhilde Ernst. 

Für die auf ehrenamtlicher Basis geleistete Arbeit war der Verein „Das zweite Leben“ in diesem Jahr für den Organspendepreis der Initiative „Über Leben“ nominiert. Zwar entschied sich die Jury am Ende für einen anderen Verein. Für seine Nominierung erhielt „Das zweite Leben“ aber eine Nominierungstrophäe und eine Einladung zur Preisverleihung am 29. November 2023 ins Bundesministerium für Gesundheit.

Apropos Ehrenamt: Bei Familie Ernst/Kreier sind im Prinzip alle ehrenamtlich engagiert. Sylvia Kreier leitet das Team der Notfallseelsorge im Havelland, ihre beiden Söhne sind Feuerwehrmänner, im Vorstand des Paulinenauer Angelvereins sind Mann und Sohn aktiv. Geht da noch mehr? Na klar: Sylvia Kreier hat in Paulinenaue den Zusammenschluss der „Pauerfrauen“ mit initiiert, die sich seit diesem Jahr dafür einsetzen, dass noch mehr Schwung in das Dorfleben kommt.

Auch wenn ehrenamtliche Arbeit immer auch einen Lohn in sich selbst trägt, ist es doch gut, wenn sie von außen gewürdigt wird. Wie ihre Eltern erhielt nur wenige Tage nach ihnen auch Sylvia Kreier kürzlich eine besondere Anerkennung. Auf Einladung des Ministerpräsidenten durfte sie am 2. Dezember 2023 am Ehrenamtsempfang in der Brandenburger Staatskanzlei teilnehmen. Herzlichen Glückwunsch!

PS: Im Online-Archiv der Märkischen Allgemeinen findet man einen frei zugänglichen Bericht über die Geschichte der Nierentransplantation der Familie Ernst aus dem Jahr 2018.