18.02.2007
2007: 160 Jahre Paulinenauer Bahnhofsgebäude
Einen Bahnhof besaß Paulinenaue seit der Eröffnung der Strecke 1847. Diese Ansicht aus dem Plan zur Erweiterung des Empfangsgebäudes datiert auf den 2. Juli 1883. Drei Jahre zuvor hatte die Paulinenaue-Neuruppiner Eisenbahn ihren Betrieb aufgenommen und Paulinenaue war zum Umsteigebahnhof geworden. So erklärt sich der damals entstandene Bedarf eines größeren Empfangsgebäudes.
Ein unverstellter Blick auf das Paulinenauer Bahnhofsgebäude, wie hier im Jahre 2003 festgehalten, ist durch die neuen Sicherungszäune der ICE-Strecke heute nicht mehr möglich. Der Paulinenauer Bahnhof verändert sich, und das nicht nur in unseren Tagen. 1883 wurde der älteste Bauteil – auf dem Foto rechts – größzügig erweitert. In der Folgenden Serie finden Sie Informationen über den mehr als hundertjährigen detaillierten Bauplan, nach dem der Paulinenauer Bahnhof seine heutige Gestalt erhielt.
Plan zur Vergrößerung des Paulinenauer Bahnhofsgebäudes 1883
Der älteste Teil des Bahnhofs, erbaut 1847
Der bahnseitig rechts gelegene ist der älteste Teil des Bahnhofs. 36 Jahre existierte er als Solitär in dieser Form.*
Der Längsschnitt durch das Gebäude zeigt sogar die Kellergewölbe.*
Zum Dorf hin und damit in etwas ruhigerer Lage ist im Plan die Wohnung des Stationsvorstehers verzeichnet. 1883 hieß der Paulinenauer Stationsvorsteher Degen. Auf der Bahnsteigseite dagegen befanden sich Schalterzimmer, Postdienstzimmer, und ein Packraum. Wo heute der Zugang zu den Gleisen erfolgt, war ein Ladeperron vorgesehen.*
Der Paulinenauer Bahnhof in den 1930er Jahren. Heute ist dieser Bauteil die älteste in ihrer ursprünglichen Form erhaltene Bausubstanz in Paulinenaue.*
*Abbildungen: Deutsche Bahn AG, Abteilung Konzerngeschichte/Historische Sammlung (KCP) Berlin; Foto: Sammlung Joachim Scholz.
Mittelteil mit Vestibül, Büros und Wartesaal 3. und 4. Klasse
Durch das „Vestibül“ tritt man, vom Dorf kommend, auf den Bahnsteig. Das war auch noch 100 Jahre später so üblich.*
Längsschnitt durch den mittleren Teil des Bahnhofs. Im Dachgeschoss links, über dem Wartesaal für die dritte und vierte Klasse, ist ein hölzernes Deckengewölbe zu erkennen, das noch heute hinter einer Zwischendecke existiert (s. auch Foto unten).*
Der Grundriss des Erdgeschosses lässt erahnen, wie personalintensiv der Bahnhof vor 120 Jahren betrieben wurde. Für 1883, das Jahr, aus dem der Plan stammt, verzeichnen allein die Schulakten mehr als zehn auf dem Bahnhof beschäftigte Personen: neben Stations-Vorsteher Degen den Restaurateur Valentin, vier Weichensteller (Pischel, Wingert, Zernikow und Frielitz) und fünf Wärter (Freier, Jacob, Gerber, Blankenburg und Drewicke). 1904 werden auch noch ein Bahnhofswirt und ein Bahnhofsschaffner genannt. Heute arbeitet niemand mehr im Paulinenauer Bahnhofsgebäude.*
Seit dem Einzug einer Zwischendecke 1935 entzieht sich das Deckengewölbe über dem Wartesaal, der später als Bahnhofsgaststätte genutzt wurde, den Blicken.*
*Abbildung: Deutsche Bahn AG, Abteilung Konzerngeschichte/Historische Sammlung (KCP) Berlin; Foto: Joachim Scholz, 2003.
Linker Anbau mit Turmgebäude
Möglicherweise war die geplante, mehr als vier Meter hohe Antenne auf dem Bahnhof Grund für die Errichtung des markanten Turmgebäudes. Ob die Antenne hier jemals gestanden hat, ist allerdings zweifelhaft. Auf den ältesten Fotografien des Bahnhofs, die um die Jahrhundertwende entstanden, stehen eine – zeitweise auch zwei – Antennen im Mittelbereich des Bahnhofs, nicht aber auf dem Turm.*
Der Schnitt durch das Bahnhofsgebäude verzichtet an dieser Stelle nicht auf die Darstellung der reichen Auskleidung des 66 qm großen Warteraums für die erste und zweite Klasse. Lange Aufenthalte in Paulinenaue waren keine Seltenheit. Viele Reisende vertrieben sich die Wartezeit mit Postkartenschreiben.*
Und über weitere Besonderheiten dürfen wir staunen. So verfügte der Paulinenauer Bahnhof über ein separates „Damenzimmer“ für die begüterten weiblichen Wartenden der ersten und zweiten Klasse, zu dem auch eine eigene Toilette gehörte. An eine Mädchenkammer im Zwischengeschoss über dem Büffet hatte man ebenfalls gedacht.*
Wie der Plan zeigt, lag im Erdgeschoss dorfseitig noch die Küche des Restaurateurs Valentin. Mit Herd und Kessel ist dieser Raum auch heute recht gut erhalten.*
*Abbildungen: Deutsche Bahn AG, Abteilung Konzerngeschichte/Historische Sammlung (KCP) Berlin; Foto: Joachim Scholz, 2007.
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