Wie in ganz Deutschland tritt auch in Paulinenaue und Selbelang das Wahljahr 2024 nunmehr in seine heiße Phase. Die Wahl des havelländischen Landrates am 26. Mai hatte den Anfang gemacht und die Richtung ausgewiesen. Zwar vereinte der Amtsinhaber Roger Lewandowski (CDU) in der Gemeinde mit 45,4 Prozent die meisten Wählerstimmen auf sich, doch Götz Frömming, der AfD-Kandidat, schaffte es bis fast auf ein Drittel der Stimmen. Auch auf kommunaler Ebene sind die Zeichen gesetzt: Rechtsextreme populistische Positionen sind weiter auf dem Vormarsch. Die Parolen verfangen, auch wenn sich ihre Vertreter gegen deutsche Interessen von autoritären Regimen wie China oder Russland einspannen lassen, auch wenn die AfD vom Verfassungsschutz unter Beobachtung steht.

1. Europawahl im Feuerwehrdepot

Als am Abend des 9. Juni 2024 nach 18.00 Uhr das Auszählen der Stimmen begann, wurden die Ergebnisse der Europawahl zuerst ermittelt. Im Paulinenauer Feuerwehrdepot – es dient bei den Wahlen dieses Jahres zum letztes Mal als Wahllokal – lagen die Ergebnisse schon etwa eine Stunde später vor. Sehr schnell wurden sie auf die Wahlauswertungsseiten des Amts Friesack übertragen, die ausgezeichnete Dokumentationen generieren.

Wahlkampfplakate vor dem Paulinenauer Bahnhof. Foto: J. Scholz, 2024.

Die Zahlen waren erwartet worden und sind doch erstaunlich und bemerkenswert. Bei einer Wahlbeteiligung von 52,9 % in der gesamten Gemeinde (Paulinenaue FFW 53,9 %) ist vor allem der Sieg der populistischen Parteien, der rechtsextremen „Alternative für Deutschland“ zuerst, aber auch des neuen „Bündnisses Sarah Wagenknecht“ (BSW), zur Kenntnis zu nehmen. Fast jede dritte Paulinenauer Stimme geht an die AfD, die damit stärkste Partei wird. Neun Prozent (Paulinenaue Feuerwehrdepot 10 %) erhält das BSW. CDU (19,5 %) und die SPD mit 16,2 % (Paulinenaue Feuerwehrdepot 14,9 %) folgen abgeschlagen. Die Linke bringt es noch auf knapp 6 Prozent. Unser Dorf folgt damit dem Trend der östlichen Bundesländer.

Selbelang wählte übrigens weniger populistisch als Paulinenaue. Hier gehen 28,3 % an die AfD und nur halb so stark wie in Paulinenaue schneidet das BSW ab.

 

2. Wahl des ehrenamtlichen Bürgermeisters

Noch um 23.00 Uhr wird in Paulinenaue und Selbelang ausgezählt, während die Briefwahlstimmen bereits eine halbe Stunde vorher vorliegen und ein klares Ergebnis ausweisen. Arne Breder wird mit deutlicher Mehrheit vor Tino Müller in seine zweite Amtszeit als Paulinenauer Bürgermeister eintreten. Am Ende setzte er sich mit 78,3 % der Stimmen durch, fast 20 % mehr als 2019, als er noch gegen zwei Gegner antreten musste. Sein Konkurrent, vormals AfD, der als unabhängiger Einzelkandidat in diese Wahl ging, konnte im Feuerwehrdepot mit 24,4 % sein bestes Ergebnis einfahren. Bei der Briefwahl erhielt er nur halb so viele Prozente.

Arne Breder ist der alte wie der neue Paulinenauer Bürgermeister. Foto: J. Scholz, 2020.

3. Wahl der Gemeindevertretung Paulinenaue

Mit besonderer Spannung wurden die Ergebnisse der Wahlen zur Paulinenauer Gemeindevertretung erwartet. Hier hatte sich im Vorfeld gegenüber der Vergangenheit einiges getan. Die SPD – seit der politischen Wende vor 35 Jahren fast durchweg die Dominante in der Paulinenauer Kommunalpolitik – trat nicht mehr an. Ihre Vertreter*innen waren entweder aus dem politischen Leben ausgeschieden oder kandidierten, wie Sabine Pietschmann, diesmal für andere Gruppen. Und auch sonst hatte sich manches bewegt. Aus den Reihen der Paulinenauer ,Pauerfrauen‘, die sich im letzten Jahr neu formiert hatten, war als Einzelkandidatin Katrin Wellenbrock, eine der Gründungsfiguren, angetreten. Und auch der Paulinenauer Sportverein (PTSV) war mit einer ganzen Reihe von Kandidaten in den Ring getreten. Die Wählergemeinschaft Pro Selbelang vertrat traditionell ihr Heimatdorf (und erreichte dort drei Viertel der Wählerschaft). Die Feuerwehr – sie war 2019 mit 38 Prozent der Stimmen klare Wahlgewinnerin – und der Paulinenauer Kulturverein, der in der letzten Legislaturperiode mit Sarah Vierjahn erstmals eine Gemeindevertreterin gestellt hatte, traten ebenfalls wieder an.

18.00 Uhr im Wahllokal in Paulinenaue (Feuerwehr). Leerung der Wahlurne. Foto: E. Schwarz, 2024.

Das Ergebnis stand erst nach Mitternacht fest. Die Wählergemeinschaft der Freiwilligen Feuerwehr entschied wie schon vor fünf Jahren die Wahl für sich, auch wenn sie etwas einbüßen musste (- 3 Prozent). An zweite Stelle rückte der Paulinenauer Kulturverein (16,6 %) , der sechs Prozent Wählerstimmen und damit einen Sitz dazugewinnt. Der Kulturverein ist auf der kommunalen Ebene eindeutig Wahlgewinner. ,Für Selbelang‘ erreicht 16 Prozent und gehört mit Erich Ball wieder der Gemeindevertretung an. Katrin Wellenbrock schafft es aus dem Stand, 12 Prozent der Stimmen und damit einen Sitz in der Gemeindevertretung zu erringen. Die Linke fährt mit 12,5, der PTSV mit neun Prozent der Stimmen je einen Sitz ein.

Am Ende lässt sich sagen, dass voraussichtlich folgende Kandidaten der nächsten Paulinenauer Gemeindevertretung angehören werden: Katrin Wellenbrock, Tino Müller, Sabine Pietschmann (Linke), Arne Breder (FFW, Bürgermeister), Matthias Kunkel (FFW), Christian Wendt (FFW), Eckhard Vierjahn (Kulturverein), Valentin Franklyn (Kulturverein), Erich Ball (Selbelang), Ralph Spollwing (FFW), Florian Tietz (PTSV).

Allen herzlichen Glückwunsch, alle Angaben vorerst ohne Gewähr.