Joachim Scholz
03.08.2011. Die Schwarzen Bretter von Paulinenaue, die kurioserweise alle braun waren, sind im Jahresverlauf überwiegend aus dem Ortsbild verschwunden. Was im März nach einer Anwohnerkritik in der Philipp-Müller-Straße begonnen hatte und mit Sicherheitsbedenken begründet wurde, zog weiter als Trend durchs Dorf. Auch „Unter den Eichen“ und in der Bahnhofstraße gibt es heute die alten Schwarzen Bretter nicht mehr und nur der amtliche Kasten, der hinter Glas die öffentlichen Bekanntmachungen gibt, ist geblieben.
Anfang März 2011 in der Philipp-Müller-Straße. Das Schwarze Brett ist verschwunden. Foto: Joachim Scholz, 2011.
Was soll man nun davon halten? Besonders hübsch war es nicht gerade und vieles, was am Schwarzen Brett stand, war die Reißzwecke nicht wert, mit der es dran befestigt wurde. Auch zeigt sich die Gemeinde bereit, öffentliche Ankündigungen, etwa der Vereine, durch Frau Kunst auch in Zukunft hinter Glas anbringen zu lassen. Doch man könnte auch Einwände gegen den eigentlich unübersehbaren Verlust eines für die demokratische Beteiligung offenen Raumes vorbringen. Bürgermeister Hesse hätte daher auch nichts gegen das Aufstellen neuer „echter“ Schwarzer Bretter einzuwenden. Sollten die ausdrücklich gewünscht sein, könnte die Gemeinde die anfallenden Kosten aufbringen.
Lassen Sie uns an dieser Stelle einen (Rück-)Blick auf das Paulinenauer Schwarze Brett werfen:
So kennt man’s: Vom Preisskat bis zum Weihnachtsbaumverkauf war auf dem Schwarzen Brett immer alles dabei: Foto: Joachim Scholz, 2006.
„Jubiläum, Jubiläum“ tönte es anlässlich des 75. Feuerwehrgeburtstages 2004 vom Schwarzen Brett: Foto: Joachim Scholz.
Dass es so etwas noch gibt! Eine nette Studentin mit Universitätsabschluss bietet Nachhilfeunterricht an. Foto: Joachim Scholz, 2004.
Als die Kissmanns 2005 heirateten, ließen sie uns am Schwarzen Brett ein Stück vom Glück miterleben. Foto: Joachim Scholz, 2005.
Eine Gruppe Jugendlicher, die 2007 zu Gast bei der ILLUT (damals noch DEULA) war, zeigte kreativ ihr internationales Sportfest an. Foto: Joachim Scholz, 2007.
Manchmal hielt das Schwarze Brett auch Merkwürdigkeiten fest, wie auf dieser Anzeige, die einen eigentlich grundsoliden Wunsch mit gesteigertem Pathos vorbrachte. Die Familientragödie hinter der Anzeige war 2009 ein Paulinenauer Medienereignis, das sich nicht nur in der Doku-Soap „Chaos, Kälte, Katzendreck“, sondern eben auch am Schwarzen Brett abspielte. Foto: Joachim Scholz, 2009.
Das unansehnlich gewordene Schwarze Brett in der Dorfmitte fiel mit dem Abriss des Konsumgebäudes schon im letzten Jahr. Hier mit seiner letzten Ausstattung kurz vor dem Ende im September 2010. Foto: Joachim Scholz, 2010.
Zentral und doch äußerst ungünstig am Rande der Verkehrsinsel auf der Bahnhofstraße stand dieses „Schwarze Brett“. Hier zu inserieren war ein zweckloses Unterfangen, denn an diesem Brett konnte man eigentlich nie jemanden lesen sehen. Foto: Joachim Scholz, 2011.
Eigentlich könnte man das Ende der Schwarzen Bretter als einen ästhetischen Gewinn bezeichnen. Doch der Abgang wirft auch neue Probleme auf. Wohin nun mit der Anzeige, wenn einem die Katze entläuft? Foto: Joachim Scholz, 2011.
Sind Bäume wirklich die Lösung? Besonders „Unter den Eichen“ liegt diese unschöne Ausweichmöglichkeit doch sehr nahe. Foto: Joachim Scholz, 2011.
Auch das Anheften von Anzeigen an der Scheibe des Gemeindeglaskastens lässt sich beobachten. In solchen Anpassungsversuchen drückt sich zweifellos ein Interesse an echten „Schwarzen Brettern“ aus. Joachim Scholz, 2011.
Ein Neuanfang für das Schwarze Brett? Wohl kaum. Die im frisch gestalteten Bahnhofspark aufgestellte Anzeigetafel wird zwar mittlerweile – und wen wundert das – auch als Schwarzes Brett genutzt, doch eine gute Lösung dürfte das nicht sein. Hier in der Dorfmitte, wo zwei Radwege sich kreuzen, wäre eine dekorative Infotafel sicherlich nötiger als ein Schwarzes Brett, das bei allen seinen Vorteilen nun einmal kein Aushängeschild für unser Dorf sein kann. Foto: Joachim Scholz, 2011.
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