Lange im Vorfeld war der Termin für das Kirchenfest am 1. Juni festgelegt worden. Je näher er heranrückte, desto emsiger liefen die Vorbereitungen. Pfarrer Michael Jurk wollte nichts dem Zufall überlassen, denn der Anlass war so selten wie schön: Gefeiert wurde der Abschluss der Sanierung der Paulinenauer Dorfkirche. Die letzten größeren Maßnahmen liegen etwa 60 Jahre zurück und auch die aktuelle Sanierung ist so gründlich erfolgt, dass es für die Zeit von zwei Generationen hinreichen sollte. Sieht man auf das Resultat des Baugeschehens, glaubt man das gern. Das 1932 im Stil des ausgehenden Expressionismus errichtetete Gotteshaus wurde von etlichen größeren und kleineren, sichtbaren und nicht sichtbaren Schäden befreit, es erhielt die farbliche Gestaltung der Erbauungszeit zurück und wurde für eine multifunktionale Nutzung umgerüstet. Man staunt, wenn Andreas Flender später in der Kirche im Vortrag zur Baugeschichte erklärt, dass schon Baumeister Erwin Rettig (1888– 1977) eine Art Dorfgemeinschaftshaus vorgesehen hatte.

Die sanierte Paulinenauer Kirche. Foto: J. Scholz, 2025.

Die Paulinenauer Kirche ist als letzte in der Kirchengemeinde mit Kompetenz, Engagement und Liebe restauriert worden. Firmen aus der Region konnten dafür gewonnen werden. Die für den Umbau verantwortlichen, leider verhinderten Architekten Arndt Hermann und Hans Öchsner berichteten davon sehr anschaulich in einer vorher aufgezeichneten Videoaufzeichnung. Bei den Ansprachen im Festzelt wird deutlich: Vielen ist der Erfolg zu danken, einem aber sicher ganz besonders: Andreas Flender aus Pessin, der sich als ehrenamtlicher Regionalbetreuer des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. seit Jahren in den Landkreisen Havelland und Prignitz mit großem Erfolg für den Erhalt der in den Dörfern so wichtigen Kulturdenkmäler einsetzt. Die Bedeutung der Kirchen für die Dörfer und Gemeinden betonte in seiner Predigt auch Generalsuperintendent Kristóf Bálint. Nicht alle Tage predigt ein Generalsuperintendent in Paulinenaue. Bei der Einweihung der neuerbauten Kirche 1932 war das der Fall, als der bekannte Theologe Otto Dibelius die Einweihungspredigt hielt. Unter den heutigen Ehrengästen war auch Paulinenaues vormalige Pfarrerin und heutige Superintendentin des Kirchenkreises von Wittenberg, Gabriele Metzner, die von 1995 bis 2007 in unserem Dorf wirkte und zu ihrer früheren Gemeinde einen herzlichen, dankbar erwiderten Kontakt pflegt.

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Galerie, Fotos: J. Scholz, 2025

Zum Programm des Festaktes und der Feierlichkeiten gehörten ein in weiß gekleideter Kinderchor unter der Leitung von Martin Seyfarth, ein Abholservice für diejenigen, die nicht mehr so gut zu Fuß, aber dennoch ihr Lebtag treue Kirchgänger waren und sind, ein Kuchenstand der von den Paulinenauer ,Pauerfrauen’ unterstützten Kirchgemeinde-Seniorinnen und noch vieles mehr. Die Kleinen erfreuten sich am Kinderschminken und im Bilderbuchkino mit Maja Geisel, die Älteren an guten Begegnungen beim Kaffee oder am Grillstand. Das Wetter – in der Tendenz wechselhaft – spielte an den entscheidenden Stellen ebenfalls mit. Und einen außergewöhnlichen Beifang am Rande des Festaktes boten noch die Paulinenauer Modelleisenbahner in der Baracke nebenan. Wer die Gelegenheit ergriff, bei dieser Freundestruppe vorbeizuschauen, konnte nur staunen, was die Herren in ihrer Freizeit zustande bringen. Apropos Baracke: Der von vielen Zusammenkünften allen bekannten Paulinenauer Kirchenbaracke scheint nach der Sanierung die Stunde geschlagen zu haben. Sie wird nicht mehr gebraucht und bei einer Sanierung stehen Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis. Vielleicht gelingt es ja, wenigstens ihren legendären Geruch für die Nachwelt irgendwie zu konservieren.