Paulinenaue feiert die Sanierung des Grabsteins der berühmten Pferdezüchter

Im Paulinenauer Kulturverein wurde hin und her überlegt, ob nicht einer der frisch in den sanierten Grabstein geschlagenen Datumseinträge sich für die feierliche Übergabe eben dieses Steines eignen würde. Doch bis zum 150. Geburtstag von Arthur Knauer sind es noch zwei Jahre und so lange wollte keiner warten. So fiel die Wahl – vielleicht etwas unglücklich – auf diesen Sonntag, als von Lindholzfarm kommend Oldtimerflugzeuge übers Luch knatterten und in Berlin Pferderennen stattfanden. Es war also laut über dem ehemaligen Knauerschen Gestüt, dem Lindenhof, und von den Spendern, denen zu Ehren zuallererst die Veranstaltung stattfinden sollte, mussten einige sportbedingt fehlen.

Die ca. 30 Gäste, die gekommen waren, erlebten einen abwechslungsreichen Nachmittag im Sonnenschein. In der Feierhalle hielt Pfarrer Michael Jurk eine Andacht und Joachim Scholz vom Kulturverein einen kleinen Vortrag zu Ehren der beiden Pferdezüchter und ihrer Haushälterin Charlotte Quooß, die sich mit den beiden Paulinenauer Berühmtheiten die Grabstelle teilt. Jurk und Scholz dankten für die großzügigen Spenden, die diesen Tag erst möglich gemacht hatten. Zu der Geschichte des einst deutschlandweit berühmten Gestüts, die man auf unserer Internetseite nachlesen kann, wurden dabei noch Anekdoten beigetragen, die die älteren, teilweise bereits verstorbenen Paulinenauer*innen über die Knauers noch zu erzählen wussten. So war Ursula Haseloff (1921-2017) in Erinnerung geblieben, wie Arthur Knauer oft von der Bahn kommend zum Lindenhof spazierte, dabei über dem Kopf die Peitsche schwang und Selbstgespräche führte. Ursula war Mitte der 1930er-Jahre Haushaltshilfe bei Fleischer Schröder. Bruno Brunsch (1922-2019), Sohn des Bienenfarmer Verwalters, erinnerte sich in einem Interview 2012 vor allem an Carl Knauer, der sich als Landwirt um den Hof kümmerte, während sein Bruder Arthur in Berlin die Außenpolitik betrieb:

„Na ja, was der jüngere war, der Carl. Der kam auch immer mit einem Sulky gefahren nach Bienenfarm. Meine Eltern haben vertrieben hier Rauchware und Flaschen Bier, Wein und so. Und da kam der öfters. Hat seine Zigaretten geholt. Und ich wusste schon immer, wat er denn haben will. Ick denn rein, hab geholt, er hat ne Runde gedreht: Das Pferd wollte ja nicht so lange still stehen. Und denn, ick hinterhejeloofen und hab ihm die Zigaretten jegeben und er mir dit Geld. | JS: Im Fahren sozusagen. | Ja ja!“ (Bruno Brunsch 2012)

Wenn die Knauers vor dem Krieg zum Tontaubenschießen luden, sammelten die Paulinenauer Jungs danach die abgeschossenen Tontauben auf. Als einmal Max Schmeling, der damals berühmteste Sportler Deutschlands, die Knauers besuchte, war Bruno Brunsch nicht dabei: „Ausgerechnet dit Mal war ick nich da. Max Schmeling, Donnerwetter, hab ick mich geärgert,“ klagte er noch ein Dreivierteljahrhundert später. An den langen Leichenzug zur Beerdigung von Arthur Knauer kann sich heute noch Gertraud Exner entsinnen. Sie hatte die Prozession 1964 vom Dachfenster im Gartenweg beobachtet.

Dass die Knauers auch mehr als 50 Jahre nach dem Ende ihrer kühnen Unternehmung hoch in Ehren stehen, zeigte Dr. Christian Ziegener, der für den Berliner Verein „Hall of Fame“ des Deutschen Trabrennsports am Grab der Knauers einen Kranz niederlegte. Nach der heutigen Feierstunde setzte sich ein Zug von Radlerinnen und Radlern vom Friedhof aus in entgegengesetzte Richtung in Bewegung. Es ging zum „Lindenhof“. Hier lud der Kulturverein noch zum Kaffeetrinken am historischen Ort.

Ein paar Fotoeindrücke

Christian Ziegener legt für den Verein „Hall of Fame“ einen Kranz zu Ehren der berühmten Paulinenauer Pferdezüchter nieder. Der Verein beteiligte sich mit einer großzügigen Spende an der Sanierung des Grabsteins. Foto: Joachim Scholz 2022.

 

Vortrag über die Geschichte der Knauers. Foto: Sarah Vierjahn 2022.

 

Auf dem Lindenhof beim Abgleich des heutigen Zustandes mit dem historischen Foto. Hier lebten und wirkten die Knauers. Foto: Joachim Scholz 2022.

 

Helga Henning (Mitte) brachte mit dem Auto Kulinarisches in die Wildnis. Auch um die Grabgestaltung hatte sie sich gekümmert. Unterstützung erhielt sie von Annerose Quandt. Foto: Joachim Scholz 2022.

 

Spaziergang über die Ländereien. Auf den ausgedehnten Flächen des ehemaligen Gestüts lassen sich noch heute Spuren des Wirkens der Pferdezüchter finden. Foto: Joachim Scholz 2022.