Pressemitteilung

Gruft in historischer Dorfkirche restauriert
Ostdeutsche Sparkassenstiftung und Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) unterstützten
die Restaurierung eines bedeutenden Zeugnisses der Bestattungs- und Erinnerungskultur

 

Wagenitz (Havelland), 14.10.2023. Die evangelische Kirchengemeinde Havelländisches
Luch hat in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege die
Patronatsgruft der Familie von Bredow restaurieren lassen. Den Abschluss der
Restaurierungen an und in der historischen Dorfkirche stellte heute Pfarrer Michael Jurk vor.
Die wohl derzeit größte restaurierte Gruftanlage der Region befindet sich unterhalb der
evangelischen Dorfkirche zu Wagenitz, einem Ortsteil der Gemeinde Mühlenberge
(Havelland). Theodor Fontane bezeichnete die Adelsfamilie als die „Märkischste unter den
Adelsfamilien“. Auf einer Fläche von rund 70 qm, auftgeteilt in drei Räume, wurden
Bestattungen aus dem 18. und beginnenden 19. Jahrhundert vorgenommen. Insgesamt 26
Holzsärge, darunter 10 Kindersärge wurden bereits 2018 identifiziert, danach geborgen,
dokumentiert und gesichert. Alle Holzsärge wurden erhalten oder rekonstruiert, das gilt auch
für die vorgefundenen Grabbeigaben, zu denen übrigens eine Zahnbürste gehört.
Es gibt unglaubliche Geschichten zu den Verstorbenen, die zumeist identifiziert werden
konnten. Einer von ihnen, Hans-Christoph, überlebte als Kind als einziger der Großfamilie
einen Angriff von plündernden Söldnern und baute als Erwachsener die Kirche wieder auf.
Das übergroße Votivgemälde im Kirchsaal erinnert an ihn und seine Familie. Dem wohl
prominentesten Verstorbenen wurde ein besonders reich verzierter Sarg gewidmet: Ernst-
Wilhelm Reichsgraf von Bredow (1709 – 1755), seines Zeichens Reichshofrat in Wien und
preussischer Etat- und Cabinetsminister in Berlin. Die Maßnahme diente aus
denkmalfachlicher Sicht der Erfassung und Erhaltung eines überregional bedeutenden
Bestandes, der exemplarisch die Bestattungskultur des märkischen Adels vom 17. bis zum 19.
Jahrhundert abbildet. Mit den überregionalen Verbindungen und Einflüssen sowohl der
Familiengeschichte als auch der Vielfalt der Gestaltungselemente trägt sie wesentlich zur
Erweiterung des Forschungsstandes auf diesem Gebiet bei.
Die Restaurierung wurde durch Bundes- und Landesmittel sowie die Ostdeutsche
Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Mittelbrandenburgischen Sparkasse gefördert. Der
örtliche Förderverein sowie der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg haben zur
Finanzierung beigetragen. Dennoch war der Eigenanteil für die kirchlichen Institutionen eine
Herausforderung, der man sich jedoch gerne gestellt hat.
Das maßgeblich beteiligte Forscherehepaar Ströbl (Lübeck) bezeichnet Grüfte als „Stätten der
Auferstehung“. Die evangelische Kirchengemeinde bindet die einzigartige Gedenkstätte unter
diesem Vorzeichen in ihre künftige Gemeindearbeit ein. Sie möchte Interessierten den Zugang
ermöglichen, sobald die Arbeiten am Zugangsbereich fertig sind. Eine „Mumien-Schau“ wird
aber ausdrücklich vermieden.

 

Ansprechpartner: Evangelisches Pfarramt, Pfarrer Michael Jurk (Tel. 033237/85100)

Paulinenaue, im Oktober 2023

Bildnachweis: Andreas Flender